Innovative Arzneimittelversorgung im demografischen Wandel

Markus Ruschke - BVDVA, Udo Sonnenberg - Geschäftsführer - Bundesverband Deutscher Versandapotheken - BVDVA

Inhalt

Wohin man schaut, lösen sich die Grenzen der Branchen auf: Buchhändler betreiben Cafés und der Getränkehandel nimmt Lotto-Scheine an. Es ist neben dem Wettbewerb auch der demografische Wandel, der Unternehmen erfinderisch macht. Wer im Wettbewerb steht, muss bei sich veränderten Umständen innovativ denken. Manch einer mag das verfluchen. Aber ohne Wettbewerb und Innovationen wäre die Welt ärmer und langweiliger – und Kunden bzw. Patienten hätten das Nachsehen.

Strukturen im Gesundheitswesen ändern sich – Apotheker müssen mitziehen

Auch das Gesundheitswesen ist vom demografischen Wandel stark betroffen und die Akteure müssen darauf reagieren. Deutlich wird das bei der medizinischen Versorgung und der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. In ländlichen Regionen gibt es beispielsweise immer weniger praktizierende Ärzte. In der Folge bricht für Apotheken Arzneimittelumsatz weg.

Wo niemand mehr Rezepte ausstellt, kommen auch keine Patienten, die sie einlösen wollen. Lange war die Lage der Betriebsstätte der einzige Faktor für den Wettbewerb unter Apotheken. Darum gibt es rund um ein Ärztehaus oftmals mehrere Apotheken. Flächendeckung sieht anders aus. Apotheken genießen Niederlassungsfreiheit.

Versorgungssicherheit durch Arzneimittelversandhandel

Der Arzneimittelversandhandel unterstützt die Versorgungssicherheit im Land. Schon heute ist die Präsenzapotheke in ländlichen Gebieten nicht immer vertreten. Hier leisten die Versandapotheken einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Versorgung. Deutsche, zugelassene Versandapotheken sind immer an eine Präsenzapotheke gebunden, beteiligen sich über diese an den Not- und Nachtdiensten und zahlen entsprechend in den dafür vorgesehenen Fonds ein.

Ein weiteres Hemmnis für wettbewerbliche Elemente in der Arzneimittelversorgung stellen feste Preise bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln dar. Im Zuge der Landflucht von Ärzten und der Bevölkerung ist eine fortgesetzte Ballung von Apotheken rund um die ärztlichen Verschreiber zu befürchten. Um dem entgegenzuwirken, sollten (Höchst-)Preise für verschreibungspflichtige Medikamente gelten. Dadurch erhalten Apotheker einen Spielraum und können selbst entscheiden, welche Preisstruktur am besten zum jeweiligen Standort passt. Damit könnten sich Apotheken unabhängiger von niedergelassenen Ärzten machen. Der entstehende (begrenzte) Preiswettbewerb würde vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu einem besseren Angebot und einer besseren Versorgung mit mehr Service für Patienten und Verbraucher führen.

Die Akzeptanz steigt

Unabhängig von solchen Gedankenspielen, ist der Online-Versandhandel mit Arzneimitteln mittlerweile in der Bevölkerung fest etabliert. Aktuelle Zahlen belegen es: Ca. vier von zehn Deutschen (42 Prozent) beziehen ihre Medikamente gewöhnlich über den Versandhandel, wie eine Befragung des Digitalverbands Bitkom zeigt, die am 24. August 2018 veröffentlicht wurde.[1]Darin gaben 45 Prozent der 14- bis 29-Jährigen an, ihre Medikamente bei Versandapotheken zu kaufen, bei den 65-Jährigen und Älteren war es jeder Fünfte (20 Prozent). Mehr als jeder dritte Kunde von Online-Apotheken (34 Prozent) nutzt diese bereits regelmäßig. Ein Trend, der sich quer durch alle Altersklassen zieht und bei dem die Älteren die Nase vorne haben. So kaufen lediglich 26 Prozent der 14- bis 29-jährigen Kunden von Online-Apotheken regelmäßig dort ein, bei den 65-Jährigen und Älteren sind es mit 41 Prozent deutlich mehr.

Als Gründe für eine Bestellung bei Versandapotheken werden oft Zeitersparnis, der Preis und geringer Aufwand genannt. Gerade in ländlichen Regionen, wo die nächste Apotheke 10 oder 20 km entfernt ist, können sich die Patienten von Versandapotheken zusätzliche Wege sparen. Vor allem chronisch kranke und in der Mobilität eingeschränkte Patienten greifen gerne auf diesen Vertriebsweg zurück.

Arzneimittelversorgung ohne Barrieren

Bei der Arzneimittelversorgung ist Barrierefreiheit besonders wichtig, da viele der Patienten geschwächt sind. Lange Wege, Stufen und enge Eingänge können ein unüberwindbares Hindernis in einer Offizin-Apotheken darstellen. Dabei beschreibt das „Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen“ die Barrierefreiheit recht umfänglich: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“[2]Diese Anforderungen werden von deutschen Versandapotheken größtenteils schon heute erfüllt.

Bei der Bestellung von Arzneien über Versandapotheken entfallen lange Wege, besonders dann, wenn ab 2020 mit dem elektronischen Rezept[3]auch der Gang zum Briefkasten mit dem Papierrezept entfällt. Online lassen sich bei vielen Webseiten der Versandapotheken Schriftgrößen anpassen, Texte für Blinde vorlesen und für Gehörlose haben Filme Untertitel beziehungsweise ist die Tonspur schriftlich erfasst. So wird es in Zukunft allen möglich sein, Arzneimittel sicher über eine Versandapotheke zu bestellen – ganz ohne Barrieren.

Apotal.de führt zu den „best places”

Welche Lücken der Arzneimittelversand in der Fläche ganz konkret schließt, macht die Versandapotheke Apotal.de mit einer Filmserie „Apotal best places“[4]in unterhaltsamer und informativer Weise deutlich. Der Marketingleiter von Apotal, Joachim Dadaniak, hat dazu in die Kundendatenbank geschaut und entdeckt, dass die Versandapotheke in Deutschland schon an den tiefsten und höchsten Punkt geliefert hat, in die südlichste Gemeinde und in die Nähe des aktivsten Vulkans, des einzigen Geysirs und direkt ins schmalste Haus. Mit Einverständnis der Kunden und einem Filmteam reiste er zu diesen – mehr als 20 – besonderen Orten und fing die Stimmung dort ein.

In der Filmreihe geht es bspw. auf die Nordseeinsel Neuwerk, auf der es keine Apotheke gibt. Hier sind die Menschen auf den Arzneimittelversand angewiesen, wenn sie sich die mühevolle Schiffsreise zur nächsten Apotheke auf Festland sparen wollen – die man im Krankheitsfall sowieso nicht selbst unternehmen könnte. Also nutzt man den Arzneimittelversandhandel.


[1]„Online-Apotheken haben großen Zulauf“, Bitkom e.V., 24.08.2018, auf: bitkom.org.

[2]Vgl. BGG § 4, S. 1.

[3]Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung „die Möglichkeit der digitalen Rezeptvergabe auch ohne Arztbesuch“ bis 2020 ermöglichen.

[4]„Apotal best places“, Apotal, 18.09.2018, auf: premiumshop-tv.de.