2. Logistik

1. Versorgung und Logistik

Das Kapitel ist eine Diskussiongrundlage und Sammlung von Informationen zu Strategien dazu, wie Ballungsräumen und Regionen außerhalb der Ballungsräume zukünftig versorgt werden. Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Aus der Perspektive der Logistik versteht man unter Versorgung die Planung, Steuerung, Optimierung und Durchführung von Güter- sowie Informationsströmen bei der Belieferung von gewerblichen und privaten Kunden mit Gütern und die Abholung von Gütern bei diesen. Im weiteren Sinne zählen dazu auch der Transporte zur Beschaffung, das LagernUmschlagen,Kommissionieren, Sortieren und Verpacken von Gütern. 

Bei der Belieferung und Abholung der Güter lassen sich im Tagesablauf eine Vielzahl von Verkehren unterscheiden:

  • Liefer- und Abholverkehre im Handel beispielsweise zur Filialbelieferung
  • Zeitungszustellung
  • Zustellung von Briefsendungen und Warensendungen, die in den Briefkasten passen
  • Zustellung von Paketsendungen (Standardpakete)
  • Lebensmittellieferungen Einkäufe oder fertige Gerichte
  • Abholung von Paketsendungen
  • Zustellung von Kuriersendungen per Direktfahrt
  • gewerbliche Liefer- und Abholverkehre ausserhalb Handelsverkehre
  • Schwerlasttransporte
  • Baustellenverkehre
  • Handwerkerverkehre

Die Verkehre haben Schnittmengen, so können Güter nicht immer eindeutig einem Verkehr zugeordnet werden. Als Verkehrsträger lassen sich Schiene, Luft, Strasse und Wasser unterscheiden. Im Strassentransport werden Speditionen und Kurier-, Express-, Paket und Postdienste (KEP) unterschieden. KEP Dienste arbeiten in der Regel mit Fahrzeugen bis zu 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht. Das können klassische Fahrzeuge mit Verbrennungs- oder Elektromotoren, Sonderfahrzeuge, Lastenräder, Karren oder andere Transportmittel sein. Dadurch sind Gewicht und Volumen der Transporte limitiert. Speditionen transportieren Güter mehrheitlich mit Fahrzeugen über 3,5 t, beispielsweise Zugmaschinen mit Sattelauflieger, Lang LKW oder der Transport von Wechselbrücken. 

Die Zeitfenster für unterschiedliche Verkehre in Regionen sind in der folgenden Grafik skizziert. 


Quelle: BdKEP - Bundesverband der Kurier Express Post Dienste e.V.

2. Logistik und Gesellschaft 

Onlinehandel und Digitalisierung setzen nicht nur den traditionellen Handel unter Druck. Auch die Anforderungen an die Logistik verändern sich rasant. Erhebliches Mengenwachstum, besonders bei B2C-Sendungen, Rückgang der Sendungsgewichte und damit auch der Stückerlöse, neue Kundenanforderungen wie Zeitfenster- oder Same Day Zustellung, Umleitung von Sendungen durch Empfänger lassen sich mit den vorhandenen Ressourcen immer schlechter mit der nötigen Produktivität kostendeckend abbilden. Arbeitskräftemangel, gestiegene Anforderungen aus dem Klima- und Umweltschutz und steigende Verkehrsdichte verschärfen die Situation für Logistiker zusätzlich. Gleichzeitig bleiben die Stückerlöse aufgrund der starken Verhandlungsmacht großer Onlineplattformen weit hinter den Vorstellungen der KEP Dienste zurück.

Diese Themenbereiche sind eingebettet in sich verschärfende gesetzliche Vorgaben wie die Obergenzen für Schadstoffemmissionen und LKW Maut. Der anhaltende Trend zur Urbanisierung verändert Ansprüche an die  Ressourcennutzung durch Bürger, Industrie, Gewerbe und Handel in der Stadt und auf dem Land. Die zunehmende Belastung der Verkehrsinfrastruktur und der Investitionsstau in die Infrastruktur sowie die Konkurrenz um die Nutzung der Infrastruktur durch verschiedene Stakeholder komplettieren die Herausforderungen für die Branche. Herausforderungen an die Versorgung unterscheiden sich grundsätzlich innerhalb und außerhalb der Ballungsräume. Hier verändern sich die Rahmenbedingungen für die Logistik unterschiedlich.

3. Urbane Räume

Durch die steigende Bevölkerungsdichte in den urbanen Räumen verdichten sich die Verkehre. Wachsende Sendungsmengen aus dem E-Commerce verschärfen die Situation. Sich verschärfende gesetzliche Vorgaben wie zur Luftreinhaltung und Lärm sind mit zunehmenden Verkehren immer schwerer einzuhalten. Neue Technologien wie beispielsweise alternative Antriebe und Fahrzeugkonzepten müssen dafür eingesetzt werden. In den wachsenden Städte konkurrieren die Ansprüche der Bürger bezüglich Lebensqualität mit den zunehmenden Verkehren, den damit einhergehenden Flächenverbrauch, Luftverschmutzung und Lärmemissionen um den öffentlichen Raum. Die gute Konjunktur sorgt für hohe Beschäftigungsquoten und damit Personalmangel. Die Deckungsbeiträge der KEP Dienste kommen durch steigende Personalkosten unter Druck. Eine geringe Zustellproduktivität (Sendungen pro Zustellgang) besonders bei B2C Sendungen sowie erfolglose Zustellversuche durch nicht anwesende Empfänger verursach

en steigende Prozesskosten. Die wachsende Nachfragemacht der Versender, besonders der E-Commerce-Plattformen, sorgen gleichzeitig für auf niedrigem Niveau stagnierende Einnahmen pro Sendung.

4. Ländlicher Raum

Im ländlichen Raum wird die Bevölkerung älter, junge Arbeitskräfte wandern im Zusammenhang mit der guten Konjunkturlage in urbane Gebiete ab. Den KEP Unternehmen fehlen dadurch Arbeitskräfte. Im Vergleich zu den urbanen Räumen zusätzlich lange Wege zwischen den Zustelladressen sowie die auch hier geringe Zustellproduktivität (Sendungen pro Zustellgang) besonders bei B2C Sendungen verursachen hohe Prozesskosten. Die auf niedrigem Niveau stagnierenden Einnahmen machen sich aufgrund höherer Stückkosten noch deutlicher als in den Ballungsräumen in Bezug auf die Deckungsbeiträge bemerkbar. Die Lebensqualität der Bürger wird besonders durch die geringe Bevölkerungsdichte beeinflusst. Infrastruktur wird vor dem Hintergrund der vergleichsweise hohen Kosten pro Nutzer abgebaut bzw. nicht mit der nötigen Geschwindigkeit aufgebaut. Restriktionen durch den Flächenverbrauch, Luftverschmutzung und Lärmemissionen aus Logistikprozessen sind, sofern sie nicht gesetzliche Vorgaben überschreiten, außerhalb der Ballungsräume weniger gegeben.

Unsere Gesellschaft wird in den kommenden Jahren Lösungen für diese Herausforderungen finden. Erstrebenswert sind dabei Lösungen, die die Interessen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Bürger, Unternehmen, Politik und Verwaltung ausgewogen berücksichtigt. Eine wichtige Rolle werden dabei Globalisierung und Regionalisierung als zwei Seiten der gleichen Medaille spielen. In diesem Kontext wird es wichtig sein, die mit er Globalisierung einhergehenden sozialen und ökologischen Probleme zu berücksichtigen, die angemessene ökonomische Teilhabe der Beteiligten sicherzustellen und die Gestaltungsmöglichkeiten der Regionen, Bürger und Unternehmen zu stärken.