Frage - Antwort

Jesper Okkels - Managing Direcor - Sesam GmbH, Florian Seikel - Director Public Affairs & Verbandswesen - Händlerbund, Andreas Schumann - Vorsitzender - BdKEP

Inhalt


zum: Dorf und Land 4.0 - Konzept

Frage: Kann die Nahversorgung für die ältere und zunehmend immobilere Bevölkerung auf dem Lande aufrechterhalten werden?

Antwort:

Die Herausforderung für ältere und zunehmend immobile Bürger sind eine schlechte ÖPNV Versorgung, kombiniert mit langen Wegen zum Einzelhandel. Daher ist der Einsatz von kühlbaren Paketboxen eine Möglichkeit diese Bevölkerungsgruppe mit Lebensmitteln zu versorgen. Dies erreichen wir zusätzlich durch eine neue logistische Infrastruktur, bei der die Lieferungen aller nationalen Logistiker, wie DHL, Hermes DPD etc., bei einem lokalen Logistiker gebündelt werden. Dadurch wird dem Einzelhandel eine bezahlbare logistische Struktur geschaffen, da er den lokalen Logistiker für eigene Versendungen benutzen kann.  

Frage: Meine Mutter ist 84 Jahre alt und hat weder Internet noch ein Smartphone. Wie soll die damit klarkommen?

Antwort:

Weder das eine noch das andere ist Voraussetzung um Ware in die Boxen geliefert zu bekommen. Die meisten infrage kommende Boxen können auch mit NFC-Chips, Schlüsseln oder Code-Karten geöffnet werden.

Also per Festnetz-Telefon Ware bestellen und wenn die Lieferung in der Box ist, bekommt Ihre Mutter die Zustellbestätigung vom Einzelhändler oder Verwandten per Telefon. Die Ware kann Sie dann einfach entnehmen.

Frage: Auf dem Lande gibt es nicht überall Internet?

Antwort:

Das hier entwickelte System kann auch mit Festnetz-Telefon benutzt werden. Gerade für die ältere Bevölkerung sollte die Möglichkeit geschaffen werden analog - also per Telefon - zu bestellen. In 15-20 Jahren werden auch ältere Menschen nur noch das Internet für Bestellungen nutzen. Zudem sind heute ja längst nicht alle Händler „online“.


Frage: Kann der vorhandene Einzelhandel auf dem Lande dabei partizipieren?

Antwort:

Mit der neuen logistischen Infrastruktur schaffen wir eine bezahlbare Struktur innerhalb einer Gemeinde. Wir glauben, dass wir dadurch die Voraussetzungen schaffen die Bevölkerung mit regionalen Produkten zu versorgen. Das wird im Interesse der Bürger und im Interesse der Einzelhändler sein. Natürlich bedeutet dies auch Veränderungen bei den Händlern (Kommissionierung und Bestellannahme). Die Chance für den lokalen Handel sehen wir deshalb sehr positiv.


Frage: Wie kann ich als Dorfladen mit Amazon mithalten und damit meinen Laden weiter betreiben?

Antwort:

Der lokale Dorfladen kann von Amazon lernen. Mit unserem Konzept kann auch der Dorfladen ein „local Prime“ Angebot anbieten – Lieferung am nächsten Tag. Optional kann der Dorfladen auch überregional oder bundesweit versenden, wenn er auf Multi-Channel umstellt. Realistisch gesehen kommt dies natürlich nur für einen Teil des Handels in Frage.


Frage: Muss ich dafür einen Internetshop aufbauen und betreiben:

Antwort:

Nur wenn Sie wollen. In Zusammenarbeit mit dem Händlerbund kann auch eine gesicherte Internetpräsenz in Form einer einfachen Landingpage angelegt werden. Dort stehen Kontaktdaten, Bestellbedingungen usw. Das ist der erste Schritt, um „online“ zu sein. Dann können auch auswärtige Angehörige für Verwandte in der Landregion Ware telefonisch bestellen, denn der regionale Händler wird online gefunden.


Frage: Schon jetzt sind für Landzustellung Zuschläge angedacht. Wie wird das in der Zukunft aussehen?

Antwort:

Bei dem steigenden Paketvolumen, bei dem derzeit B2C der Treiber ist, werden dringend neue und günstigere Zustell-Lösungen benötigt. „Unattended delivery“ ist dabei ein Faktor, um Zusteller wieder zu entlasten. Gerade im Food-Bereich, wo heute mit Zeitfenstern gearbeitet werden muss, können kühlbare Paketboxen die Lösung sein. Wir glauben, dass das Dorf und Land Konzept dieses durch das Modell bestätigen kann. Wenn zudem bewiesen werden kann, dass unser Modell den nationalen Logistikern Einsparungen bringt, wird der Markt sich für „Unattended Delivery-Lösungen“ öffnen.


Frage: Die demografische Entwicklung geht seit Jahren nur in eine Richtung. Die jungen Leute ziehen vom Land weg, weil Sie bessere Lebensbedingungen erhoffen. Kann dieses Vorhaben diese Entwicklung stoppen oder sogar umdrehen?

Antwort:

Wir glauben schon. Neueste Erhebungen zu Wohnsituationen zeigen, dass auch gerade junge Menschen gerne eher ländlich / dörflich leben wollen. Mit diesem Projekt können wir gleichwertige Lebensumstände wie in der Stadt ermöglichen. Die mögliche Wiederbelebung des lokalen Einzelhandels kann zu mehr Arbeitsplätzen und damit Kaufkraft vor Ort führen. Damit können wir ländliche Regionen hoffentlich wieder attraktiv machen.


Frage: Warum sollen die großen Logistiker bei diesem Projekt mitmachen:

Antwort:

Landzustellung ist bei den großen Logistikern nicht unbedingt beliebt. Ländliche Regionen verursachen hohe Zustellkosten und lange Fahrwege. Mit unserem Projekt erreichen wir eine WIN-WIN Situation, da die Logistiker Geld sparen können. Unter Umweltaspekten ist unser Projekt nebenbei auch wesentlich vorteilhafter, da nur noch 1 Zusteller die Gemeinde beliefert.