Infrastruktur – Ohne Straßen keine Versorgung

Christian Funke - Geschäftsführer - Pro Mobilität, Leon Gärtner - Referent für Verkehrs- und Infrastrukturpolitik - Pro Mobilität


Inhalt


Ein leistungsfähiges Straßenverkehrssystem und die dazugehörige Straßeninfrastruktur sind für die Versorgung in modernen Volkswirtschaften unabdingbar. Straßen verbinden Menschen und Unternehmen und sind in die wirtschaftlichen Wertschöpfungsprozesse fest integriert. Während in der politischen und verkehrswissenschaftlichen Diskussion vornehmlich die Kosten des Straßenverkehrs für die Gesellschaft und Umwelt in den Vordergrund gerückt werden, wird der volkswirtschaftlich generierte Nutzen oftmals nur unzureichend betrachtet. Zudem stellt die Straße, als einziger Verkehrsträger, die Versorgung und Mobilität von „Tür zu Tür“ sicher und ist damit sowohl auf der ersten als auch auf der letzten Meile alternativlos.

Die Straße ist mit Abstand wichtigster Verkehrsträger

Es ist voll auf Deutschlands Straßen. Täglich sind über 56 Mio. Kraftfahrzeuge unterwegs – Tendenz steigend. Im Personenverkehr ist die Straße mit einem Anteil von über 90 % am Modal Split, d.h. an allen Personenverkehrsleistungen, das Hauptverkehrsmittel. Und auch im Güterverkehr dominiert die Straße mit mehr als 70% an der gesamten Güterverkehrsleistung. Der Bundesverkehrswegeplan geht davon aus, dass sich die Güterverkehrsleistung bis 2030 um 38,9% im Vergleich zu 2010 steigern wird und auch die Verkehrsleistung der Straße im Personenverkehr soll im gleichen Zeitraum einen Zuwachs um etwa 10% erfahren. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass sogar von noch höheren Steigerungsraten auszugehen ist, da die Prognosen bisher stets übertroffen wurden.

Die Transport- und Beförderungsleistung  stellt jedoch nur einen Teil des volkswirtschaftlichen Gesamtnutzens des Straßenverkehrs dar. Als eigener „Wirtschaftsbereich“ schafft die Straßeninfrastruktur neben den Beschäftigten im Güterverkehr unmittelbar Arbeitsplätze – im Bau und Betrieb der Straßen, in der Automobilindustrie oder im Handel.  Die Straßenverkehrsleistungen bilden also nicht nur die Voraussetzung für Produktionsgewinne aus räumlicher Arbeitsteilung, sondern überlagern wie ein Netz die Erzeugung, den Verbrauch und den Konsum von Gütern und Dienstleistungen. Darüber hinaus steht die Straße als Sinnbild für individuelle Freiheit, da sämtliche Entscheidungen über Ort, Zeit und Mittel der Mobilität selbstbestimmt getroffen werden können.

Investitionshochlauf im Verkehrsetat

Das durch den Verkehrsetat 2019 und der Finanzplanung bis 2022 festgeschriebene, steigende Investitionsniveau in Bundesfernstraßen trägt dem Investitionsstau der letzten Jahre und der dynamischen Entwicklung im Güter- und Personenverkehr Rechnung. Für die Bundesfernstraßen sind im aktuellen Gesetzesentwurf knapp 7,9 Milliarden Euro vorgesehen. Bis zum Jahr 2022 sollen die Investitionen noch einmal deutlich steigen, bis auf ca. 8,5 Milliarden Euro. Durch die konsequente Verwendung der Einnahmen der Gebührenfinanzierung (Lkw-Maut) ist die Finanzierung auch in der Zukunft gesichert und ermöglicht weiterführende Investitionen in Erhalt und Ausbau der Straßeninfrastruktur.  Um die bessere Finanzausstattung auch nutzen zu können bedarf es jedoch schnellerer Planungs- und Genehmigungsverfahren, einer Aufstockung des Personals in den betreffenden Behörden und die Förderung von Innovationen.

Bündelung der Warenströme zur Entlastung des Verkehrsträgers Straße

Das Spannungsfeld zwischen öffentlichen Personenverkehr, Güterverkehr und individueller Mobilität wird in den urbanen Zentren am deutlichsten. Der Versorgungsverkehr, insbesondere auf der ersten und letzten Meile, ist fast vollständig auf die Straße angewiesen und konkurriert hier mit dem öffentlichen und individuellen Personenverkehr um Verkehrsflächen. Straßen dienen darüber hinaus nicht nur dem Verkehr, sondern sind auch Lebensräume, die vielfältigen Ansprüchen der gewerblichen und privaten Nutzer unterliegen. Es bedarf innovativer Ideen, um innerhalb dieses komplexen Systems eine leistungsfähige Abwicklung des Versorgungsverkehrs sicherzustellen, der gleichzeitig genug Raum für die vielschichtigen weiteren Funktionen des Straßenraumes gewährleistet. Eine intelligente und für alle Marktteilnehmer offene Bündelung der zunehmenden Warenströme durch ein innovatives Logistik-Konzept und einer Optimierung der Schnittstellen zwischen verschiedenen Verkehrsträgern kann eine Lösung darstellen.

Innovative Lösungen für urbane Zentren und Stärkung des ländlichen Raumes

Neben einer Bündelung des Warenverkehrs bedarf es innovativer Lösungen und Konzepte, um ein Verkehrschaos innerhalb der Städte und eine Vernachlässigung des ländlichen Raumes zu verhindern. Hier bietet die Digitalisierung vielfältige Chancen. Neue Technologien wie das automatisierte Fahren in Verbindung mit intelligenten Verkehrssystemen und alternativen Antriebstechnologien können innerhalb urbaner Zentren die Verkehrsflüsse verbessern, die Effizienz des Versorgungsverkehrs durch bessere Auslastung steigern, zusätzliche Wertschöpfung generieren und die Umwelt schonen. Eine sinnvolle Ergänzung des motorisierten städtischen Versorgungsverkehrs stellt beispielsweise auch die Nutzung von Lastenfahrrädern dar. Während größere Unternehmen die Vorteile bisher kaum nutzen, setzen vermehrt kleinere Betriebe (z.B. Paketkuriere, Pizza-Lieferdienste, mobile Pflege) auf diese nachhaltige und umweltverträgliche Beförderungsmethode von Gütern und Waren. Gleichzeitig muss auch die Versorgung des ländlichen Raumes sichergestellt werden, um das Ziel von gleichwertigen Lebensverhältnissen zu erreichen. Hier müssen flexible und innovative Strategien entwickelt werden, die Daseinsvorsorge durch eine Bündelung von Infrastruktureinrichtungen an Standorten, die sich mit Mobilitätsangeboten gut erschließen lassen, langfristig zu sichern.  

Mobilität im Stadtverkehr und im ländlichen Raum muss sich am Kunden orientieren und attraktive, vernetzte Lösungen bieten. Digitalisierung, Daten und Algorithmen werden uns dabei helfen Waren und Menschen ganz analog an ihren Wunschort zu bringen. Die Straße ist dabei dennoch die Grundlage und ein unverzichtbarer Verkehrsträger für den Versorgungsverkehr der Zukunft.