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Daniela Bleimaier - Referentin Public Affairs - bevh, Martin Groß-Albenhausen - stellv. Hauptgeschäftsführer- bevh

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Table of Contents

Quick Check Fragen

Wenn alle nur noch online einkaufen, werden dann die Einzelhandelsverkäufer arbeitslos? 

Sicherlich nicht werden alle Angestellten des Einzelhandels arbeitslos. Der Einzelhandel wird auch in Zukunft ein fester Bestandteil des Handels sein. Die Zukunft wird eine immer stärker werdende Verzahnung von Online- und Offline-Handel sein. Immer mehr Händler werden ihre Produkte sowohl stationär als auch online anbieten. Hier entsteht eine erste Form von „Seamless-Commerce“, wie wir ihn zunehmend vorfinden werden. Auch wenn es eine Abnahme von Beschäftigten im stationären Handel geben kann, kann der E-Commerce neue Verantwortungsbereiche, Jobprofile und Arbeitsplätze schaffen.

Mehr Jobs durch E Commerce?

Durch den Onlinehandel entstehen nicht nur gänzlich neue Berufsfelder, gleichzeitig werden in manchen Bereichen vermehrt Mitarbeiter gesucht, weil dieser Wirtschaftszweig stark wächst.  Mit der steigenden Zahl von Paketzustellungen beispielsweise steigt auch die Nachfrage nach Beschäftigten in der Handelslogistik und der Handelsdistribution (Fulfillment Center, Verteilzentren und Paketdienstleister).

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Zum Vergleich: Die Beschäftigtenzahl im Einzelhandel lag im März 2017 bei ca. 3,02 Millionen Arbeitnehmer/-innen. Gegenüber 2009 hat sich die Anzahl der Beschäftigten damit um 4,47% erhöht.[1]  

Neuer Ausbildungsberuf E-Commerce Kaufmann

Mit dem Wandel des klassischen Einzelhandels hin zum Omnichannel Kauferlebnis verändert sich auch bzw. steigen auch die Anforderungen an die Qualifikationen der Mitarbeiter. Angestellte im Online-Handel benötigen Kenntnisse im Umgang mit IT-Systemen und digitalen Technologien wie zum Beispiel SEO oder SEA. Seit dem 1. August 2018 bereitet der Ausbildungsberuf „E-Commerce Kaufmann/-frau“ auf einen Tätigkeit im E-Commerce vor. Aus diesem Grund haben nach ersten Anstößen durch den bevh im Jahr 2012 gemeinsam mit ihm die Arbeitgeberverbände des Groß- und Außenhandels, des Einzelhandels und des Tourismus ab 2015 den neuen Ausbildungsberuf „Kauffrau/Kaufmann im E-Commerce“ entwickelt und durchgesetzt. Das neue Berufsbild ist im August 2018 erstmals bundesweit in Berufsschulen angeboten worden. So hat auch der Händlerbund sich in diesem Jahr dazu entschieden, mehrere E-Commerce Kauffrauen und -männer auszubilden. 

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Die auf E-Commerce-Tätigkeiten ausgerichteten Inhalte machen indes im Mittel lediglich 25 % aller zu erwerbenden Credit Points aus. Selbst in den auf digitale Geschäftsmodelle ausgerichteten Studiengängen sind zwei Drittel der Inhalte allgemeiner Natur. Damit lösen die Hochschulen das Versprechen ein, akademischen Nachwuchs zwar weniger praktisch auszubilden, ihnen aber das Handwerkszeug zu vermitteln, um in vielen Branchen eingesetzt werden zu können. Nimmt man diese Aspekte zusammen, zeigt sich, dass die Versorgung mit Fachkräften für E- nicht durch Ausbildung oder Absolventen von Hochschulen zu decken sein. Commerce durch neue Berufsbilder und Ausbildungsgänge in Deutschland auf einen guten Weg gebracht wurde. Allerdings wird auf Jahre hinaus der stark wachsende Bedarf nach Fachkräften für Digitalisierung.

Wie sind die Arbeitsbedingungen im Online-Handel?

Es gibt verschiedene Branchen, die einem hohen Preis- und Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Das kann, muss aber nicht, zu hohen psychischen und physischen Belastungen führen. Mehr Transparenz hilft diesen zu begegnen, denn gegen Ausbeutung muss vorgegangen werden. Technologische Entwicklungen fördern dabei zunehmend qualifizierte Arbeitsumfelder mit denen weniger physische Ausbeutung einhergehen. Standardtätigkeiten hingegen werden zunehmend automatisiert.

Verdienen E-Commerce Beschäftigte weniger als das Personal im Einzelhandel? 

Im Handel werden generell oft geringfügig Beschäftigte eingesetzt. Im Bereich E-Commerce Infrastruktur, IT & Administration werden jedoch bedingt durch die Anwendung digitaler Prozesse neue Arbeitsabläufe und spezifische Tätigkeiten geprägt. Es entstehen qualitativ neue Anforderungen an die Arbeit. Daraus ergeben sich vergleichsweise höhere Gehaltsspannen gegenüber den bisher normierten Tätigkeiten aus den Flächentarifverträgen des Einzel- und Versandhandels. Im stationären Handel kann beobachtet werden, dass immer mehr Positionen zentralisiert werden und Einzelne weniger Verantwortung übertragen bekommen. Nicht zuletzt hängt dies mit der Unternehmensphilosophie zusammen und fehlender Transparenz im stationären Handel. Online kann vieles sehr gut nachvollzogen werden, sodass Unternehmen Angestellten oft mehr Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten geben. Zudem zahlt die E-Commerce-Branche überdurchschnittlich und bietet oftmals in tariflichen Regelungen nicht vorgesehene Extras wie Zielprämien, Boni und Zulagen oder Gesundheitsförderung und Weiterbildung.

Inwiefern verändern E-Commerce und Digitalisierung die Arbeitsplätze? 

Der Arbeitsmarkt befindet sich bereits mitten im Wandel. Im Zuge der kontinuierlichen Prozess- und Lageroptimierungsversuche der Unternehmen – damit Produkte und Dienstleistungen zu immer niedrigeren Preisen angeboten werden können – werden immer mehr Prozesse automatisiert und tendenziell werden mehr Tätigkeiten von Maschinen übernommen, da diese dieselbe Arbeit deutlich kostengünstiger und schneller erledigen können. Nichtsdestotrotz werden gelernte und ungelernte Arbeiter in der E-Commerce und Versandhandelsbranche verstärkt benötigt. Sowohl anspruchsvolle Arbeit an den hoch-technisierten und automatisierten Maschinen, als auch weniger anspruchsvolle Arbeiten am Fließband oder im Retourbereich müssen in dem wachsenden Sektor ausgeführt werden. Dadurch werden Arbeitsplätze geschaffen, die eine positive Alternative gegenüber den oftmals niedrig bezahlten Jobs im stationären Arbeitsumfeld darstellen.


Arbeit im Kontext Stadt-Land-Gesellschaft

Die Digitalisierung und der digitale Handel sind kein Phänomen der Städte. Weder bei den Käufern, noch bei den Anbietern. Eine Auswertung der vom EHI EuroHandelstInstitut erstellten Liste der Top 1000 Onlineshops hat ergeben, dass in jedem Bundesland und bis auf zweistellige Postleitzahl-Regionen herab Unternehmen ansässig sind, die Millionenumsätze im Internet erwirtschaften.

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Während die Arbeitsplätze im E-Commerce bundesweit entstehen, finden sich die Fachkräfte mit digitaler Ausbildung bisher überwiegend in den Metropolen. Gute Fachkräfte zu finden, ist im ländlichen Raum eine solche Herausforderung, dass Unternehmen teilweise ihre E-Commerce- oder Digital-Abteilungen aus dem Stammsitz herauslösen und nach Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Köln oder Frankfurt verlegen. Dies betrifft sowohl B2C- als auch B2B-Unternehmen aus Handel und Industrie.

Fachkräftemangel und Engpässe auf dem Land

Besonders aufgrund der demographischen Entwicklung hat Deutschland bereits heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Die so genannte Baby Boomer Generation steht kurz vor dem Renteneintrittsalter und zu wenige junge Menschen kommen nach, um diese zu ersetzen. Bereits im Jahr 2030 werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt rund 3,5 Millionen Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen als heute. Von einem flächendecken Fachkräftemangel ist Deutschland zwar noch entfernt, jedoch kommt es in einigen Regionen und Branchen zu Engpässen.

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Andernorts wiederum fehlt es schlicht an guten Jobs. Wo die Arbeitslosigkeit hoch ist, wandern zuerst die Jungen und Höherqualizierten ab. Ein Teufelskreis, denn genau sie sind es, die einer Region neue Impulse geben könnten.

Coworking

Bunte Tapeten an den Wänden, gemütliche Sessel, ein Aquarium. Beim Arbeiten ein bisschen wie zu Hause fühlen. Immer mehr Firmen, besonders gerne Startups oder schlicht weg moderne dynamische Unternehmen, die mit der Zeit gehen, setzen inzwischen auf Coworking spaces.

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Eine der Gründe ist tatsächlich eine Kostenersparnis. Verträge meist flexibler und können auch für kurze Zeit angemietet werden. Anbieter von Coworking spaces sehen ihr Alleinstellungsmerkmal allerdings in der Community. Sie sehen den Mehrwert am Gemeinschaftsbüro vor allem im Bilden von beruflichen und sozialen Netzwerken. Immer mehr Arbeitnehmer schätzen es, flexibel und mobil zu arbeiten. Neben dem Arbeiten in Co Working Spaces setzt sich immer mehr der Trend zum Home Office durch. Statt morgens im Stau zu stehen, erspart man sich die Fahrtzeit und arbeitet einfach von zu Hause.

Könnten neuen Arbeitsmodelle wie Home Office oder Coworking Spaces den gewünschten Aufschwung für ländliche Regionen bringen? Best Practice Beispiel

Ein Beispiel aus Brandenburg zeigt, dass es funktionieren kann.

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