Dorf und Land 4.0 - Konzept

Jesper Okkels - Managing Direcor - Sesam GmbH, Florian Seikel - Director Public Affairs & Verbandswesen - Händlerbund, Andreas Schumann - Vorsitzender - BdKEP

Inhalt

Quick Check Fragen (Link)


Dorf und Land 4.0 - Konzept

Dorf und Land 4.0 ist ein Zukunftsprojekt (DUL-4.0-Konzept) der SESAM GmbH in Kooperation mit dem Händlerbund e.V. und dem BdKEP e.V., das eine kostengünstige Versorgung der Bevölkerung in strukturschwachen Regionen ermöglicht. Durch eine Zustellung in Paketboxen, die von allen Transportdienstleistern sowie weiteren Lieferanten – beispielsweise lokalen/regionalen Einzelhändlern - problemlos und sicher bestückt werden können, wird:

  1. ein wesentlicher Beitrag zur Daseinsvorsorge in ländlichen, strukturschwachen Räumen geleistet und
  2. die Attraktivität ländlicher Regionen unterstützt, was sich positiv auf die Bevölkerungsentwicklung (z.B. Stopp der Abwanderung junger Menschen) auswirken kann.

Dieses Zukunftsprojekt wird durch den Händlerbund e.V. (als Interessenvertretung der Händler) und den BdKEP e.V. (als Interessenvertretung der kleinen Logistik- und Transportdienstleister) unterstützt. Dem BdKEP kommt darüber hinaus eine Koordinierungsfunktion bei der Zustellung auf der letzten Meile einer Gemeinde durch einen lokalen Kurierdienst zu. Für die wissenschaftliche Aufarbeitung ist die Sprint Consult beauftragt worden.

Zunächst soll das DUL-4.0-Konzept in einem Pilotprojekt erprobt werden. (Momentan läuft hierzu eine Beantragung von Fördermitteln bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung). Die ausgewählten Modellgemeinden erfüllen folgende Strukturkriterien:

  • Strukturschwacher ländlicher Raum,
  • alternde und weniger mobile Bevölkerung,
  • schwache wirtschaftliche Infrastruktur,
  • ausgedünntes Nahversorgungsangebot und
  • schlechte logistische Infrastruktur.

Diese Kriterien kennzeichnen in vielen Regionen zunehmend die ländlichen Strukturen, da die Abwanderung insbesondere jüngerer Menschen in die Städte und eine damit einhergehende Überalterung ländlicher Regionen zugenommen haben. Diese Entwicklungen stellen immer mehr Kommunen vor die Herausforderung, einer immer älter und zunehmend immobiler werdenden Bevölkerung eine angemessene Daseinsvorsorgeinfrastruktur zu gewährleisten, ohne über die dafür notwendigen finanziellen Mittel zu verfügen.


In manchen Regionen drohen ganze Landstriche auszustreben, da immer mehr junge Leute keine Perspektive in den Dörfern für sich sehen und in die Städte abwandern. Durch die Abnahme der Einwohnerzahl und sinkende Nachfrage schließen immer mehr stationäre Versorgungseinrichtungen (Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Postfilialen, Apotheken etc.). Dadurch sinken die Einnahmen der Gemeinden weiter und die Kosten zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur können nicht mehr aufgebracht werden. Eine Abwärtsspirale, die nur schwer zu stoppen ist, setzt sich in Gang und stellt die Kommunen vor große Herausforderungen bei der Daseinsvorsorge. Diese staatliche Aufgabe umfasst die Versorgung der Bevölkerung mit allen lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen. Hierzu zählt neben Strom, Wasser, Gas, Müllabfuhr etc. auch, eine Infrastruktur vorzuhalten, die eine Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs ermöglicht.

Diese Aufgaben werden in Deutschland in kommunaler Selbstverwaltung erfüllt, stellen aber insbesondere Kommunen im ländlichen Raum aufgrund der oben geschilderten Entwicklungen zunehmend vor Probleme bei der Umsetzung. In der Folge sinkt die Attraktivität der Region, was zu weiterer Abwanderung führt.


Auch für private Anbieter wird es aufgrund der strukturellen Bedingungen immer schwieriger, adäquate und kostendeckende Angebote zu schaffen bzw. zu sichern.

Gerade in kleinen Ortschaften gibt es inzwischen nur noch vereinzelt Geschäfte, die die Bevölkerung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs versorgen. Es gibt keine Apotheke, keine gastronomischen Einrichtungen und auch keinen Einzelhandel mehr. Viele Bewohner nehmen deshalb längere Fahrtzeiten in Kauf oder nutzen das Internet zum Wareneinkauf. Aber gerade die ältere, immobile Bevölkerung verfügt oft nicht über ausreichende Kenntnisse, um Waren übers Internet zu bestellen– sofern überhaupt eine ausreichende Internetversorgung besteht. Somit können diese Menschen ihre Versorgung allenfalls durch telefonische Bestellungen sicherstellen. Ungeachtet dessen besteht die Problematik der Zustellung: Erfolgt die Lieferung zu einem Zeitpunkt, zu dem niemand zu Hause ist, kann die Sendung nicht zugestellt werden. Diese Fehlzustellungsrate liegt bei Paketdienstleistern durchschnittlich bei 40 Prozent.

Wenn vor Ort keine Einzelhändler mehr existieren, können Paketsendungen auch nicht dort ersatzweise zugestellt werden, sondern müssen in weit entfernten Paketshops/Abholstationen zur Abholung hinterlegt  werden. Dies verursacht Zusatzkosten für die Transportdienstleister und Mehraufwand beim Empfänger, was insbesondere Berufstätige oder Alleinerziehende vor zusätzliche Probleme stellt.

Das DUL-4.0-Projekt will diese Herausforderungen durch das neue Konzept verbessern bzw. lösen. Inwieweit das gelingt, wird von vielen Faktoren abhängen, die zu untersuchen und bewerten sind. Gerade im Hinblick auf die Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit des Projektes sehen wir die Evaluierung und Bewertung der gesammelten Daten und Erfahrungen als ein wichtiges strategisches Ziel unseres Projektes.


Die Gemeinden:

Zur Umsetzung der Ziele ist die Zusammenarbeit mit einer Gemeinde zwingend notwendig. Nur wenn Gemeindeverwaltung und Gemeinderat offen dafür sind, eine neue Zustellform zu erproben, wird es möglich sein, die Akzeptanz für das Modellprojekt beim Bürger zu erreichen.


Ausgangssituation und Handlungsbedarf

Der bereits erwähnte demografische Wandel in vielen ländlichen Regionen Deutschlands führt zu vielschichtigen Herausforderungen bei den Kommunen. Mit dem Wegzug berufstätiger Bevölkerungsschichten sinken die Einnahmen und das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Der Rückgang der Bevölkerungsanzahl verursacht Leerstände und wachsende Defizite in den kommunalen Haushalten. Die vorhandene Infrastruktur – wenngleich sie durch den Bevölkerungsrückgang zunehmend nicht mehr ausgelastet ist – muss trotzdem vorgehalten werden. Die zur Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge notwendigen Infrastrukturkosten auch bei sinkenden Einnahmen weiterhin aufzubringen, stellt immer mehr Kommunen vor große Herausforderungen. 

In der Folge werden Mobilitätsangebote (ÖPNV) ausgedünnt oder müssen ganz eingestellt werden. Weitere Versorgungseinrichtungen brechen weg, der Ort wird zunehmend unattraktiv und die Entfernungen zu Einrichtungen des täglichen Bedarfs werden immer länger. Schließlich ziehen immer mehr Einwohner weg, die Nachfrage sowie Kaufkraft sinken. Zurück bleiben ältere und vor allem mehr und mehr immobile Bevölkerungsgruppen, die nicht mehr auf versorgende Familienstrukturen zurückgreifen können. Zwar wird diese Herausforderung oftmals vor allem durch den viel zitierten sozialen Zusammenhalt in Teilen aufgefangen, doch auch diesem, in Form von Vereinen und ehrenamtlichen Strukturen, sind aufgrund der Abwanderung und den damit verbundenen fehlenden Nachwuchs Grenzen gesetzt.

Diese Abwärtsspirale aufzuhalten und der jungen Bevölkerung eine Perspektive in der Region zu ermöglichen, ist heute die größte Herausforderung vieler Kommunen in strukturschwachen Gebieten.


Nahversorgung im Fokus von Schrumpfung

„Daseinsvorsorge umfasst die Sicherung des öffentlichen Zugangs zu existentiellen Gütern und Leistungen entsprechend der Bedürfnisse der Bürger, orientiert an definierten qualitativen Standards und zu sozial verträglichen Preisen. Welche Güter und Leistungen als existentiell notwendig anzusehen sind, ist durch die politische Ebene zeitbezogen zu ermitteln. Diese sind festzuschreiben und mit qualitativen Mindeststandards zu unterlegen. In einen allgemeinen Kanon dieser existentiellen Leistungen gehören Energieversorgung, Post, Telekommunikation, Verkehr, Wohnungswirtschaft, Wasserversorgung, Abwasser- und Müllentsorgung, Bildung, Gesundheit und öffentliche Sicherheit. […] Die Verantwortung des Staates für die Daseinsvorsorge umfasst generell die folgenden zwei Aspekte: Erstens die Verantwortung zur Erbringung der Leistungen. Zweitens die Verantwortung, die für diese Leistungserbringung nötigen Infrastrukturen vorzuhalten bzw. bei neuen Aufgaben, diese zu implementieren.“[1] Soweit die Definition von Prof. Dr. Michael Schäfer, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH), Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft (bis 2018). In dieser Definition unerwähnt ist jedoch ein weiterer Aspekt, der die Existenzsicherung betrifft: die Sicherstellung einer angemessenen Nahversorgung. Nahversorgung wird hierbei als eine orts- und zeitnahe Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs – insbesondere Lebensmittel - verstanden.

Verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre haben jedoch zu tiefgreifenden strukturellen Veränderungen in dieser Form der Nahversorgung, v.a. der Lebensmittelversorgung, geführt, die in ihrem Zusammenspiel erhebliche Konsequenzen auf die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des alltäglichen Bedarfs sowie für die Standort- und Sozialstrukturen in den ländlichen Regionen haben.


Zu den Entwicklungen gehören z.B. auf der Angebotsseite:

  • Eine Steigerung der Betriebsflächen aufgrund gestiegener Verkaufsflächenanforderungen durch aktuelle Konsumententrends und neue Anforderungen der Kunden an die Sortimentsauswahl. Dies wirkt sich auf die Standortanforderungen aus, was wiederum mit einer abnehmenden Anzahl an Betrieben einhergeht und zu einer Reduzierung der Dichte des Markt- und Filialnetzes führt (insbesondere Rückzug aus der Fläche, Konzentration auf verkehrsgünstige, städtische Standorte).
  • Marktumstrukturierungen von vielen kleinen Anbietern hin zu wenigen marktbestimmenden Anbietern aus dem Discount-Segment.
  • Zunahme des Online-Handel, wobei im ländlichen Raum insbesondere Warengruppen wie Elektronik, Bücher oder Medien nachgefragt werden.

Aber auch die Nachfrageseite beeinflusst diese Entwicklungen. So hat sich das Nachfrageverhalten aufgrund unterschiedlicher Aspekte wie Wertewandel, Veränderung von Lebens- und Arbeitswelten oder finanzieller Ausstattung erheblich geändert. Zusätzlich wird dies von einem veränderten Mobilitätsverhalten hin zu einer stärkeren Nutzung des motorisierten Individualverkehrs sowie einer zunehmenden Nutzung des Internets beeinflusst.

Auch diese Entwicklungen führen dazu, dass kleinflächige Einzelhändler insbesondere auf dem Land im Wettbewerb nicht mehr bestehen können. Die konzentrierte Ansiedlung großflächiger Formate mit einem umfassenden Angebot bei niedrigem Preisniveau zieht die Nachfrage aus der Fläche. Die lokale Nachfrage bezieht sich allenfalls auf die Deckung des "Vergesslichkeitsbedarfs", der jedoch nicht für eine ausreichende Rentabilität der kleinen Läden sorgt.

Obwohl diese Entwicklungen durch die Kunden und Konsumenten selbst beeinflusst wird, verliert die Gemeinde im ländlichen Raum zunehmend an Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort. Dies wiederum fördert die weitere Abwanderung junger Menschen; zurück bleiben ältere und immobile Bevölkerungsschichten, deren Versorgung zunehmend schwerer wird.

Diese Entwicklung hat eine Vielzahl an kreativen Lösungsansätzen hervorgebracht, um die Nahversorgung künftig in betroffenen ländlichen Gemeinden zu sichern. Diese reichen vor allem von lokalen Initiativen wie Dorf-, Multifunktions- oder Bürgerläden bis hin zu mobilen Diensten. Die Angebote konzentrieren sich entweder nur auf die Versorgung mit Lebensmitteln, oder es gibt auch (zusätzliche) Angebote wie Post-, Bank- oder Gesundheitsdienstleistungen. Die Angebote fördern zwar ein stückweit die Versorgung in der Fläche und unterstützen das soziale Leben auf dem Land, jedoch sind diese nicht zwingend betriebswirtschaftlich tragfähig, wie einige empirische Studien zeigen (Küppers, GL). Denn diese Angebote funktionieren allenfalls durch eine öffentliche Unterstützung in Form von Förderungen. Nach Auslaufen der Förderung fällt die Verstetigung oftmals schwer.

Deshalb liegt der Fokus mehr und mehr auch auf online-basierten Dienstleistungen, die dann immer auch mit Fragen einer entsprechenden Infrastruktur und Logistik diskutiert werden. Die Notwendigkeit einer ausreichenden Infrastruktur steht außer Frage, was in diesem Zusammenhang jedoch nicht außer Acht gelassen werden darf, ist, dass auch die Logistik aufgrund der zunehmenden Ausdünnung vor großen Herausforderungen steht.


Herausforderung Logistik

Auch wenn zunehmend der online-basierte Handel eine Möglichkeit darstellt, eine angemessene Nahversorgung im ländlichen Raum zu sichern, so wird in dieser Diskussion um Lösungsansätze die damit zwingend zusammenhängende Frage der Logistik oftmals außen vorgelassen. Es fehlt nicht an Vorschlägen für Plattform- oder White-Label-Lösungen für den lokalen Einzelhandel oder weiter gefasst für die Nahversorgung, die Anbieter in die Lage versetzen sollen, ihre Produkte online anzubieten und zu verbreiten. Es wird jedoch die Frage, wie das Produkt zu dem Endkunden kommt und ob dies bei einzelnen Anbieter in einem wirtschaftlichen Aufwand-Nutzen-Verhältnis steht, häufig unzureichend bedacht oder gänzlich außer Acht gelassen . 

Aus diesem Grund ist die Frage einer zukunftsfähigen Logistik im Rahmen der Versorgung von ländlichen Räumen elementar. So wird in den nächsten 5-7 Jahren eine Verdoppelung der Paketmenge erwartet. (Quelle: McKinsey, ATKearney et al.). Da die Steigerungsrate hauptsächlich im B2C Segment zu erwarten ist, kann man nahezu von einer ausgehen. Trotz dieser Steigerungsrate sehen sich die Logistik-Anbieter mit der zunehmenden Schrumpfung und Ausdünnung ländlicher Räume konfrontiert. Zwar hat die Nachfrage nach Logistikleistungen mit dem zunehmenden Online-Versandhandel zugenommen, jedoch stellt dies die Anbieter in strukturschwachen und ausgedünnten ländlichen Räumen vor große Herausforderungen, steigende Sendungsmengen auch zusätzliche Investitions- und Personalkosten erfordern.

Identische Strecken auf dem Land werden heute täglich von unterschiedlichen Logistikern befahren. Dies führt zu hohen Kosten pro Sendung und nebenbei zu vermeidbaren Umweltauswirkungen. Der mögliche Einsatz von Packstationen zur Entlastung der Fahrt rentiert sich für die Anbieter auf dem Land nicht, da die Investitionen zu hoch sind. Letztendlich werden mit Packstationen die Probleme der Entfernungen nicht gelöst – insbesondere nicht für eine älter werdende immobile Gesellschaft.

Hinzu kommt, dass bundesweit 39% aller B2C-Zustellversuche im ersten Anlauf scheitern. Will die Bevölkerung im ländlichen Raum infolge eines Rückgangs an stationären Verkaufseinrichtungen künftig Konsumgüter nicht nur aus dem Non-Food-Bereich einkaufen, sondern auch Lebensmittel, werden auch die Zustellproblematiken weiter zunehmen. Um die Quote erfolgloser Zustellversuche zu senken, müssen heute Zeitfensterzustellungen vereinbart werden. Diese zu realisieren, stellt Logistiker und Umwelt vor zusätzliche Belastungen, da eine Strecke teilweise mehrfach täglich gefahren werden muss. Die Lösung ist eine sichere Zustellmöglichkeit bei Abwesenheit.


Die Kosten für die letzte Meile in ländlichen Gebieten sind heute für die Logistiker zu hoch. Momentan basieren die Preise der einzelnen Anbieter noch auf einer Mischkalkulation (mit den Zustellungen in Städten). Es gibt aber bereits Anzeichen dafür, dass diese Mischkalkulation bereits heute nicht mehr funktioniert, da einzelne Versender in Ballungsräumen ein eigenes Zustellnetz aufbauen. Preisaufschläge für Home-Delivery oder eine generelle Anhebung der Paketpreise wurden bereits von den meisten Paketdienstleistern angekündigt. Ob dies jedoch reichen wird, um die steigenden Kosten für die Zustellung auf dem Land zu finanzieren, bleibt abzuwarten.

So sind im Ausland Zuschläge für Landzustellungen (Beispiel: https://www.cas.org.uk/publications/postcode-penalty) bereits Realität und auch in Deutschland sind Aufschläge bis zu 10€ pro Paket für die Landzustellung im Gespräch. Werden diese Aufschläge Realität, besteht die Gefahr einer 2-Klassen Gesellschaft bei der Paketzustellung und das in einem starken Wachstumsmarkt. Noch ist das Thema Landzuschläge nicht in der öffentlichen Diskussion und damit im Bewusstsein der Verbraucher angekommen, da dies von den Paketdienstleistern bislang nur zurückhaltend kommuniziert wurde. Dass sich dies aber spätestens mit dem Weihnachtsgeschäft ändern wird, da erste Logistiker diese zu Weihnachten bereits verlangen, ist absehbar.



Erläuterung der Ziele des Konzeptes

Mit dem Dorf-und-Land-4.0 Konzept wird das übergreifende Ziel verfolgt, die Attraktivität ländlicher Gemeinden durch die Optimierung lokaler Paketzustellung zu sichern und langfristig gravierende Preisunterschiede zwischen Stadt und Land zu vermeiden. Damit verbunden sind weitere konkrete Ziele auf einzelnen Handlungsfeldern:

  • Einbindung und Stärkung des lokalen Einzelhandels,
  • Beitrag zur Sicherstellung einer gesundheitsbezogenen Versorgung,
  • Verminderung lokaler Umweltbelastungen durch nationale Logistiker, indem ein lokaler Kurierdienst eingesetzt wird.

Die zentralen Ziele des Vorhabens sind:

  • Grundlagen schaffen: Entwicklung eines fundierten und tragfähigen kommerziellen Konzeptes zur Umstellung der Paketzustellung und Einbindung des lokalen und regionalen Einzelhandels sowie Bestätigung des Algorithmus zur Kostenverteilung bei der Paketlieferung (dynamische Kalkulation).
  • Anwendungsorientierte Forschung ermöglichen: Identifizierung weiterer Parameter zur Attraktivitätssteigerung sowie Sicherung der Nahversorgung ländlicher Gemeinden durch vorbereitende und begleitende Datenanalyse sowie einen Vorher-Nachher-Vergleich auf kleinräumlicher Ebene.
  • Transfer ermöglichen: Verfeinerung des Dorf-und-Land-4.0-Konzeptes sowie Entwicklung eines Entscheidungshilfetools für ländliche Gemeinden zur Umsetzung des Dorf-und-Land-4.0-Konzeptes, wodurch die Ergebnisse dieses Projektes auf andere Regionen übertragbar werden.

 


Beschreibung des geplanten Konzeptes

Die SESAM GmbH hat das Dorf und Land-Konzept 4.0 entwickelt, um den zunehmenden Handlungsbedarf im Bereich der Nahversorgung vor dem Hintergrund der strukturellen Herausforderung im Logistikbereich in ländlichen Räumen zu sichern. Dabei wird eine Gemeinde flächendeckend mit Paketboxen ausgestattet. In dem Modellprojekt können auch  vorhandene Paketkästen und Boxen von Wettbewerber zu Sesam integriert werden, wenn die Boxhersteller sicherstellen, dass der lokale Kurierdienst diese öffnen kann, um Pakete einzuliefern oder zu entnehmen. Die SESAM Boxen sind isoliert und passiv kühlbar. Sie verfügen über eine Temperaturüberwachung. Somit können auch frische Lebensmittel und Tiefkühlware in die Boxen geliefert werden, wodurch auch die Nahversorgung der Bevölkerung gesichert werden kann.

Neben der Aufstellung der Boxen ist eine Einbindung des lokalen Einzelhandels vorgesehen. Das Konzept ist so aufgebaut, dass eine Bestellung nicht zwangsläufig über das Internet getätigt werden muss. Um die älteren Bürger der Gemeinde mitzunehmen, können Bestellungen auch telefonisch getätigt werden (z.B. beim nächsten Metzger). Dieser nimmt die Bestellungen auf, kommissioniert die Ware und kann den Versand über den lokalen Kurierdienst tätigen, der die Pakete in die Boxen liefert. Durch die passive Kühlung der Boxen, ist auch die Lieferung von gekühlter Ware möglich. Durch die telefonische Bestellmöglichkeit ist eine Homepage seitens des Metzgers (bzw. Einzelhandels) nicht erforderlich. Für Händler, die trotzdem eine einfache Homepage einsetzen möchten, z.B. um über das neue Angebot zu informieren, Öffnungszeiten zu hinterlegen und die Möglichkeiten der Bestellung darzustellen, gibt es die Kooperation mit dem Händlerbund. Dieser sichert die Unternehmen durch ein Servicepaket inkl. Abmahnschutz für die Homepage und Einrichtung rechtssicherer AGB´s ab.

Durch die 2-Faktor-Authentifizierung (2FA) ermöglicht die Box neben Lebensmittellieferungen auch die Zulieferung alkoholischer Getränke oder Medikamenten. Letzteres ist ein wichtiger Punkt auch mit Blick auf eine angemessene Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen der Region. So können z.B. auch regionale Pflegedienste, die die notwendigen Medikamente in die Box liefern lassen, sich durch diese „kontrollierte Entnahme“ wieder auf die eigentliche Pflege konzentrieren.


 

Neue Form der Zustellung

Durch die gemeindeweite Installation von Paketboxen wird die Voraussetzung geschaffen, um die Logistik auf der letzten Meile an einem lokalen Kurierdienstleister zu übertragen. Dieser übernimmt die Zustellung der Pakete der nationalen Logistiker und liefert zusätzlich auch Pakete von lokalen regionalen Unternehmen aus (Metzgereien, Lebensmittelhändlern, Apotheken, Einzelhändlern, Bio-Bauern). Ebenso werden Retouren über den lokalen Kurierdienst abgewickelt, der diese auch aus den Boxen entnimmt.

Durch die Zustellung in die Paketboxen kann im Vergleich zur aktuellen Situation eine nahezu 100%ige Zustellquote erreicht werden. Denn die aktuelle Paketzustellung findet in der Regel zwischen 9:00 und 18:00 Uhr statt. In dieser Zeit sind viele Menschen nicht anwesend, da sie ihren Berufen oder Aufgaben des täglichen Lebens nachgehen (z.B. Einkäufe, Arztbesuche, Behördengänge, Physiotherapie usw.). Mögliche Zeiten z.B. von 7:00 bis 8:00 Uhr und ab 19:00 Uhr sind hingegen nicht geeignet, da die Menschen sich dann in ihrer Privatsphäre gestört fühlen, es sei denn, ein Anliefertermin ist explizit vereinbart worden (siehe folgende Abbildung).

Bild 1: Herkömmliche (aktuelle) Paketzustellung

Quelle: Eigene Darstellung


Durch die installierten Boxen kann die Zustellung hingegen in einem größeren Zeitfenster erfolgen, da die Menschen bei einer Zustellung in Boxen weder anwesend sein müssen, noch in ihrer Privatsphäre gestört werden (siehe Abbildung 2). Grundsätzlich wäre sogar eine Zustellung „Rund um die Uhr“ möglich (24/7), was aber aufgrund der möglichen Lärmbelästigung zumindest für den privaten Bereich (B2C) ausgeschlossen wird. Dennoch stellt dies für den gewerblichen Bereich (B2B) z.B. bei Lieferungen innerhalb eines Gewerbegebietes eine interessante Lösung dar. 

Bild 2: Zustellung mit Paketboxen

Quelle: Eigene Darstellung

Durch die vorhandenen Boxen kann der lokale Kuriendienst alle Pakete, auch bei Abwesenheit, zustellen und die Zustellung kann somit effizienter erfolgen. Eine Abholung in einem Paketshop ist nur noch bei Paketen erforderlich, die nicht in die Boxen passen. Somit profitiert jeder in der gesamten Wertschöpfungskette. Vom Produzenten über den Logistiker bis hin zum Endkunden.

Mit dem Projekt wollen wir aufzeigen, dass echte Synergieeffekte geschaffen, Versorgungslücken geschlossen und die Zustellung in Paketboxen die Problematiken der Zustellung (Empfänger nicht anwesend) gelöst werden.

Nach Festlegung der Boxenanzahl und Standorte werden die Boxen in der Gemeinde installiert und in Betrieb genommen. Dann wird die Gemeinde zum Start des Projekts auf „unattended delivery“ (Zustellung auch bei Abwesenheit) umgestellt. Ab diesem Termin liefert nur noch ein ausgewählter lokaler Kurierdienst die Pakete der nationalen Logistiker aus. Er nimmt Pakete und Waren von teilnehmenden Händlern aus der Gemeinde auf und liefert diese ebenso in die Boxen aus.

Bürger die sich nicht registrieren wollen, können ihre Pakete jedoch nur noch in einem zuvor festgelegten Paketshop abholen. Der lokale Kurierdienst nimmt auf der Tour durch die Gemeinde auch die Retouren mit, die in die Paketboxen eingelegt wurden und bringt sie zum Übergabepunkt. Sollte es Onlinehändler in der Region geben, haben auch diese die Möglichkeit, ihre Versendungen vom lokalen Kurierdienst abholen zu lassen (siehe Abbildung 3).

Bild 3: Darstellung einer Dorf-und Land-4.0-Gemeinde

Quelle: Eigene Darstellung


Der lokale Kurierdienst

Ein wichtiges Element bei der Umsetzung des Dorf-und-Land-4.0-Konzeptes stellt die Auswahl und Kalkulation des lokalen Kurierdienstes dar. Die Ausschreibung, Auftragsvergabe und Betreuung des lokal zustellenden Logistiker sollte durch eine unabhängige Stelle mit Fachkompetenz erfolgen. Dafür bietet sich der Bundesverband der Kurier-, Express- und Postdienste (BdKEP) an. Der jeweils tätige Kurierdienst hat die Option, Mitglied im BdKEP zu sein. Die Aufgabe des BdKEP umfasst im Einzelnen:

  1. Erstellung von Unterlagen und Prozessabläufen zur Ausschreibung und Auftragsvergabe
  2. Die entsprechenden Tools bereitzustellen (Routingtool),
  3. Rahmenverträge für Fahrzeuge & Leasingkonditionen zu erstellen und
  4. verhandelte Konditionen zur Einspeisung von Sendungen durch nationale Logistiker
  5. Koordinierung und Überwachung der Übergabe von und an die nationalen Logistiker

Wichtigstes Element zur Finanzierung der letzten Meile sind Gebühren für die einspeisenden nationalen Logistiker. Sie sollen einen Teil der Einsparungen für die letzte Meile an den lokal zustellenden Logistiker weitergeben.

Die Systematik zur Kalkulation wird in den folgenden Tabellen dargestellt. Demnach würde der KEP Hermes statt bisher eigene Kosten in Höhe von 9,56 € zu haben, 3,38 € an den lokal agierenden KEP weitergeben. Eine Kosteneinsparung von 64% oder 6,18 € pro Sendung. 

Bild 4: dynamische Kalkulation

Quelle: Eigene Darstellung

Die Stand-Alone-Kalkulation zeigt die Ist-Situation für die Marktteilnehmer aus der ersten Spalte. In diesem Szenario stellt jeder Marktteilnehmer seine Sendungen selbst zu. Die Kosten für die beim Transport aufgewendete Arbeitszeit und die für das Fahrzeug werden auf die beförderten Sendungen umgelegt und ergeben die Gesamt-Kosten je Sendung.

In der Dynamischen Kalkulation werden alle Sendungen gemeinsam durch den lokalen KEP ausgeliefert. Dadurch steigen die Anzahl der Stopps und Dauer pro Tour. Die Werte sind in der Tabelle „Kalkulation für den lokalen KEP“ dargestellt. Die daraus resultierenden Kosten werden in der dynamischen Kalkulation entsprechend dem ursprünglichen Anteil der Kosten (Spalte Kosten % alt) verteilt. Die traditionellen Stückkosten der KEP-Unternehmen sinken für alle um den gleichen Prozentsatz. Die Unterschiede und Rangfolge bei den Kosten pro Sendung aus dem traditionellen System bleiben jedoch erhalten. Das bedeutet, das kostenführende Unternehmen behält seine Kostenführerschaft. Die Unternehmen zahlen somit unterschiedliche Kosten für die Zustellung auf der letzten Meile. Sie richten sich nach der Menge und geografischen Verteilung der eingespeisten Sendungen

Bild 5: Beitritt eines neuen Teilnehmers

Bild 5 zeigt die Auswirkungen von Mengensteigerungen durch einen zusätzlichen Teilnehmer, hier NEU. Durch die Mengensteigerung sinken die Kosten pro Auslieferung nicht nur für diesen Teilnehmer, die Kosten der anderen Teilnehmer profitieren auch von den erhöhten Mengen.

Den großen nationalen Logistikern war es in den bisherigen Gesprächen zu dieser Kalkulation wichtig, dass nicht andere Logistiker von deren Menge profitieren.

Mit dieser dynamischen Kalkulation wird sichergestellt, dass Logistiker/Unternehmen, die viele Pakete in der DUL Region einbringen auch bessere Preise bekommen, als Logistiker / Unternehmen mit wenig Paketen. So wird ein transparentes System geschaffen, bei dem alle durch den lokalen Kurierdienst (im Verhältnis zu Ihrer Sendungsanzahl und gefahrende Kilometer) profitieren.



Interessant für weitere Gemeinden

Wenn nach dem Pilotprojekt auch weitere ländlichen Gemeinden dieses Modell in Ihrer Region umsetzen wollen, ist die Finanzierbarkeit einer solchen Maßnahme ein wichtiges Entscheidungskriterium. Dieses kann z.B. über eine monatliche Gebühr je registriertem Haushalt finanziert werden. Ein nutzerbasiertes Modell wird aufzeigen, ob der geschaffene Mehrwert eine Bereitschaft zur Zahlung einer Gebühr pro Haushalt bei den Bürgern geführt hat. Somit kann eine echte Übertragbarkeit eines nutzerbasierten Betreibermodells auf andere Regionen bewiesen werden.

Möglicherweise können auch weitere Partner, wie z.B. Stadtwerke als Betreiber, einbezogen werden, um dadurch das nutzerbasierde Modell personell und finanziell durchführen zu können.

Bild 6: Betreibermodell bei Neuanschaffung

Entwicklung bei 2,49 € Nutzungsgebühr pro Haushalt (inkl. Mwst), Gemeinde mit 2000 Haushalten und 50% Registrierungen (Zahlung der Nutzungsgebühr) 


Innovationsgehalt des Vorhabens

Das Vorhaben weist hat einen hohen Innovationsgehalt für die künftige Sicherstellung der Nahversorgung (Daseinsvorsorge) in ländlichen Gemeinden auf. Durch die Vernetzung von Bürgern, Logistikern, lokalem Einzelhandel, Internethändlern und der neuen Boxen-Infrastruktur wird mit diesem Vorhaben die viel diskutierte Coopetition (Zweckgemeinschaften von Wettbewerbern – hier die nationalen Logistiker) in einem Umfeld mit erheblichen ökonomischen Vorteilen umgesetzt.

Aus diesem Grund kann das Dorf-und-Land-4.0-Konzept ein Vorreiterrolle für eine dauerhaft wirtschaftliche Lösung bei der Versorgung von ländlichen Gemeinden übernehmen und dazu beitragen, die kommunalen Herausforderungen in der Daseinsvorsorge zu meistern und die Lebensqualität in der Gemeinde zu erhöhen.

Dabei verfolgt das Vorhaben Innovation auf unterschiedlichen Ebenen:

  • Neu ist der Einsatz von Paketboxen, die nicht nur eine zeitunabhängige Zulieferung je Haushalt ermöglichen, sondern auch die Zustellung von Lebensmitteln (Frisch- und auch Tiefkühlware) in eine passiv kühlbare Paketbox mit einer Temperaturüberwachung. Zudem können durch die 2-Faktor-Authentifizierung (2FA) Sendungen immer gesichert an den Empfänger geliefert werden. Dies ist besonders bei Medizinlieferungen oder FSK-18-Produkten wichtig.
  • Neu ist die Zustellung aller Pakete nationaler Logistiker auf der letzten Meile in einer Gemeinde durch einen lokalen Kurierdienstleister. Dadurch werden mögliche Sendungs-Aufschläge aufgrund der weiteren Ausdünnung der Region verhindert und eine Zustellung auch in strukturschwachen Gemeinden weiterhin finanzierbar bleiben.
  • Neu ist die Einbindung der lokalen und regionalen Nahversorger in das Box- und Logistiksystem. Zwar fehlt es mittlerweile nicht an E-Commerce-Lösungen für den lokalen Einzelhandel (lokale Plattformen), dennoch wird dabei zu oft die Lieferung außen vorgelassen.
  • Neu ist die Möglichkeit für ältere Bürger auch telefonisch Bestellungen aufzugeben und dennoch die neue Versorgung zu nutzen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass die ältere Generation (75+) dafür das Internet/Smartphone nutzen wird.

Das Besondere ist, dass mit dem Dorf-und-Land-4.0-Konzept diese neuen Lösungen nicht für sich stehen, sondern durch Kooperation von Gemeinde, Händlern, Bürgern und Logistikern  zu einem Gesamtkonzept integriert werden.

Addiert man alle diese Punkte, so könnte dieses Vorhaben in allen ländlichen Gemeinden eingesetzt werden, wo immerhin 27% der Bundesbürger leben.

Bei einem positiven Verlauf des Modellprojekts kann das Dorf-und-Land-4.0-Konzept einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland sicherzustellen und die  Daseinsvorsorge und Lebensqualität in ländlichen Regionen zu sichern. Durch das dynamische Modell ist es auf jede ländliche Region in Deutschland übertragbar. Vor allem die Kostenersparnis der nationalen Logistiker würde dazu beitragen eine überaus große Unterstützung von dieser Seite zu erfahren.

Da ca. 27% der deutschen Bevölkerung auf dem Land lebt, ist eine Übertragbarkeit wichtig für weitere Regionen. Das große Thema der Versorgung und Zustellung in ländlichen Regionen wäre gelöst, ebenso die Einbindung lokaler/regionaler Händler. Berücksichtigt man den Eintritt der Baby-Boomer Generation in das Rentenalter, so wird in 12-15 Jahren die Dynamik in der Zustellung noch ganz andere Fahrt aufnehmen, da diese Generation dann mit dem Internet aufgewachsen ist. Unter diesem Aspekt glauben wir eine nachhaltige und dauerhafte Lösung für ländliche Räume anbieten zu können, die nach einem erfolgreichen Modellprojekt als bezahlbarer Business-Case  von Fördermitteln unabhängig ist.

 

Teilnahme und die Aufarbeitung des Projektes

Sesam GmbH, BdKEP, Sprint Consult und Händlerbund möchten alle KEP Dienstleister auffordern an dem Feldversuch und der hier angestoßenen Diskussion mitzumachen. Nur wer mitmacht kann dieses Modell mitgestalten. Um alles so offen und neutral wie möglich zu halten, ist Sprint Consult ein Teils dieses Projektes. Sprint Consult soll das Pilotprojekt wissenschaftlich begleiten und alle Daten neutral aufbereiten. 

Hier geht es um viele Faktoren, und nicht nur die kommerziellen Interessen von Box Herstellern und Logistikern. Die harten Daten werden ausgewertet, aber ein Modell muss auch beim Nutzer ankommen.

  • Wie kommen die Einwohnern in den Gemeinden mit diesem Modell klar? Hier geht es nicht nur um Bedienung der Boxen, sondern auch um Veränderungen im Alltag.
  • Hat es der lokale Handel Vor- und / oder Nachteile erfahren?
  • Werden die Möglichkeiten von allen Altersgruppen benutzt? Wenn ja, hat sich die Einstellung zum „Leben auf dem Lande“ geändert?
  • Nehmen Verwandte von älteren und pflegebedürftigen Personen teil und nutzen diese die Möglichkeiten der „Fern-Versorgung“?

Wir rufen alle interessierten Unternehmen für diesen Feldversuch auf, uns auf Facebook und LinkedIn zu folgen und uns mit konstruktiver Kritik oder Anregungen anzusprechen.

Auch bitten wir die nationalen KEPs und großen Internetshops uns Daten für die betroffene Regionen zu Verfügung zu stellen. Alles natürlicherweise innerhalb der DSGVO.

Boxhersteller und Anbieter von anderen Formen von „unattended delivery“ bitten wir, sich an einem möglichen Piloten zu beteiligen. Jeder soll die Möglichkeit bekommen, seine Lösung den Bewohnern der Pilot-Regionen anzubieten und (bei entsprechendem Interesse) zu integrieren.


[1] https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/daseinsvorsorge-28469, Abruf 28.10.2018